Heute ist Weltkindertag. Meine Kinder sind längst erwachsen, aber ich denke gern an ihre Kindheit zurück. Kinder sind wunderbar und manchmal furchtbar stur. Fast jeden Morgen hat sich einer unserer Jungs gegen das Anziehen gewehrt, mit der gesammelten Widerstandskraft eines Dreijährigen. An einem Morgen aber, den ich gut erinnere, sitzt er auf der untersten Treppenstufe, schiebt seine Sandalen so lange hin und her, bis sie richtig vor seinen Füßen stehen, schlüpft selbst hinein und fingert den Verschluss zu.
„Das hast du toll gemacht“, sage ich. Und das kleine Lob wirkt Wunder, direkt, wie das bei Kindern ebenso ist: Er strahlt über das ganze Gesicht und der Weg zum Kindergarten verläuft an diesem Tag fröhlich und ohne Quengeln.

Ein Lob wirkt manchmal Wunder, nicht nur bei Kindern. Wir alle brauchen das Lob. Ab und zu ein Lob für die geleistete Arbeit, damit ich spüre: was ich mache ist gut. Ab und zu ein liebevolles Lob eines Familienmitgliedes, damit ich fühle: ich bin wichtig für den anderen. Menschen, die nicht gelobt werden, verkümmern.

„Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“, heißt das Bibelwort für die neue Woche in Psalm 103. Braucht Gott denn auch das Lob? Ist Gott angewiesen auf Bestätigung, auf positive Verstärkung? Ich glaube nicht, dass Gott in diesem Sinne abhängig ist vom Lob. Aber andersherum stimmt es: wenn ich Gott lobe und danke, öffnet sich ein neuer Horizont.

Meistens fällt uns das Jammern leichter als das Loben. Gute Erfahrungen sind schnell vergessen, aber schlechte Erlebnisse setzen sich lange fest. Das Psalmwort wendet den Blick in die andere Richtung: wer zu loben vergisst, verkümmert. „Vergiss nicht, was Gott dir Gutes getan hat.“ So kann ich getrost mein Leben erinnern, bedenken, was aus mir geworden ist. Dann fügt auch Misslungenes sich hinein in einen guten Lebenszusammenhang, von Gott geschenkt und begleitet.

An einem der Weltkindertage lautete das Motto: Hast du dein Kind heute schon gelobt?
Dieses Motto ist zeitlos: es gilt für Kinder und Erwachsene und für Gott.